Wie die Natur das Öl verdaut
Nach der Explosion der Ölplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko kam es zu einer Verschmutzung bisher ungekannten Ausmaßes im tiefen Meer. Wie werden die Lebewesen mit der Belastung fertig?Im April 2010 explodierte die Ölplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko. Über 700 000 Tonnen Rohöl drangen ins Meer. Es dauerte drei Monate, bis der Ölausstrom mit einem temporären Verschluss gestoppt war. Doch schon wenige Wochen danach sah man kaum noch etwas vom Öl. Von BP und US-Behörden wurden Meldungen an die Presse lanciert, das Öl sei weg und die ökologische Katastrophe ausgeblieben. Sind die Selbstheilungskräfte der Natur wirklich so groß?
Das Paradebeispiel für diese Selbstheilungskräfte ist die Ölpest in der Bretagne von 1978. Der US-amerikanische Ölfrachter Amoco Cadiz war auf dem Weg nach Rotterdam, als am 16. März bei Starkwind die Ruderanlage ausfiel. Steuerlos lief das Schiff an der bretonischen Küste auf, brach auseinander und entließ über 200 000 Tonnen Rohöl ins Meer. Ein Ölteppich von der Größe des Saarlands bildete sich und verschmutzte 350 Kilometer der französischen Küste. Es war damals das bis zu diesem Zeitpunkt größte Ölunglück. Über 20 000 tote Seevögel wurden geborgen, Millionen von Muscheln, Seeigeln und anderen Meeresbodenbewohner starben. Fischbestände und Austernbänke wurden zerstört. Aber dann geschah das Unerwartete. Schon einige Monate nach dem Unglück gab es erste Anzeichen von Erholung: Das Öl verschwand, die ersten Tiere und Pflanzen kamen zurück. Heute ist die bretonische Küste wieder ein weitgehend ölfreier Lebensraum. An geschützten Plätzen gibt es zwar noch verkrustete Asphaltschichten, aber wer mit dem Spaten in den Strand sticht, findet nur Sand und kein Öl.
Selbstheilung in der Bretagne
An dieser Heilung war der Mensch völlig unbeteiligt. Im Gegenteil: Wo man belastetes Erdreich mit dem Bagger abgetragen hatte, kehrte das Leben sehr viel langsamer zurück. In der Bretagne wirkten die Selbstheilungskräfte der Natur – weil sie optimale Bedingungen vorfanden. Der Atlantik ist dort sauerstoffreich und relativ warm. Beides beschleunigt biologische Abbauprozesse. Was aber genauso wichtig ist: Das Meer bewegt sich dort gewaltig. Tidenhübe von etwa zehn Metern ziehen mit der Ebbe große verschmutzte Wassermassen aus den Buchten und drücken bei Flut sauberes Wasser hinein. Dazu kommen viele Stürme, häufig in Orkanstärke. Die Wellen lagern permanent Steine und Sand um. Die Folge: Das Öl versickerte kaum in tiefere Schichten, sondern wurde hinaus aufs Meer transportiert. Unter diesen Bedingungen wird Erdöl tatsächlich biologisch effektiv abgebaut…
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