Sonnabend, 3. November 2012: 3 Brüder in einem Kanu | von Thomas Wilke
Erstaunlich frisch und unternehmungslustig haben wir die Reise von Frankfurt über Singapur nach Sydney überstanden. Unsere örtliche Reiseleiterin Uli holt uns ab, wir stecken am Bondi-Beach unsere Füße in die Tasmanische See, erkunden die Oper, dann den Hafen von Sydney per Boot und wandern durch den ältesten Teil von Sydney – The Rocks – und hinauf auf die Harbour Bridge.
Inhaltlicher Höhepunkt des Tages war der Vortrag des Radioastronomen Dr. Ray Norris von der australischen Forschungseinrichtung CSIRO in Sydney, den er oben in luftiger Höhe hielt im Sydney-Tower, dem Fernsehturm. Neben seinen radioastronomischen Studien hat sich Norris ein wissenschaftliches „Hobby“ zugelegt: die „Astronomie der Aboriginies“. „Bis vor kurzem haben viele die Aboriginies für kulturell primitive Menschen gehalten, von denen man ernsthaft geglaubt hat, dass sie nicht weiter als bis 5 zählen können,“ sagte Norris. „Was natürlich Unsinn ist. Die traditionellen Sprachen kennen Begriffe auch für größere Zahlen. Und genau so natürlich haben sie sich mit Geschehen am Sternenhimmel beschäftigt und nach Erklärungen für das seltsame Geschehen gesucht.“
Die Untersuchungen von Norris und Kollegen zeigen, dass die australischen Ureinwohner die Unterschiede zwischen Planeten und Sternen kannten. Ähnlich wie andere Völkern haben sie auch versucht markante Zeiten im Jahr mit Hilfe der Sterne zu bestimmen. In Australien gibt es viele Steinsetzungen, sie sind oft mehr oder weniger kreisförmig mit zusätzlichen Steinreihen. Bei einigen die Steinreihen verblüffend genau auf den Punkt, an dem die Sonne bei den Sonnenwenden aufgeht.Wahrscheinlich wurden diese Steinsetzungen als Kalender benutzt.
Das Wissen über die Anordnung der Sterne gaben sie oft in Form von Sagen weiter. Auch die Aboriginies ordnen die Sterne zu Sternenbilder. Das Sternbild des Orion (das auf der Südhalbkugel natürlich auf dem Kopf steht) heißt bei Ihnen „3 Brüder in einem Kanu“. Die drei Sterne im Gürtel des Orion sind die drei Brüder und die auffälligen Sterne von Schulter und Knie markieren Bug und Heck des Kanus.
Im alten Observatorium von Sydney konnten wir anschließend unsere frisch erworbenen Kenntnisse vertiefen sowie eigene Beobachtungen mit einem Originalrefraktor (einem Linsenteleskop) aus dem 19. Jahrhundert machen, das damals zur Beobachtung eines Venus-Transits angeschafft wurde.